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Barbara Dirnberger

Die Quelle der Kreativität

Aktualisiert: 19. März 2022

Wie du deiner Kreativität nachspürst und dich (wieder) mit ihr verbinden kannst. Eine kurze Anleitung.

Kind malt mit Stift auf blauem Tisch
Kreativität und Freiheit sind Zwillingskinder, die einander brauchen.

Mein Kind kann neuerdings Stifte öffnen und sie in wilder Freude und Entschlossenheit mit allen möglichen Oberflächen bekannt machen. Ans Papier hält sie sich mir zuliebe nur zu Beginn, wenn man nicht aufpasst geht es mit ihr durch. Der Stift wandert über den Tisch die Beine hinab und einen wehrlosen Stuhl wieder hinauf.


Mit ehrlichem Staunen stelle ich fest, das ihr das Ergebnis, also das künstlerische Endprodukt völlig egal ist. Sie zeigt nicht hin, sie ruft nicht „Mama schau!“. Im Grunde beachtet sie es gar nicht. Das hat mich dann doch etwas beeindruckt, trotz der Putzarbeit.

Shai Tubali schreibt: „Jeder Augenblick kann schöpferisch sein, wenn wir uns vollkommen in ihn hineingeben. Kreativität ist eine Eigenschaft, keine Handlung.“

Wenn sie keine Handlung ist, dann schon gar kein Produkt. Meine Tochter weiß das und ich dank ihr nun auch. Denn der Tubali´s Satz war für mich nicht leicht zu verstehen. Dann sah ich meiner Tochter zu und begriff: Kreativität ist eine Quelle, die in jedem von uns lebendig ist. Sie ist immer da.


Alles kann zu einem kreativen Akt werden, jede noch so banale Alltagshandlung, sind wir mit unserer Quelle verbunden. Meine Tochter braucht keine Stifte um kreativ zu sein, sie ist (einstweilen noch) mit ihrer Quelle verbunden, aber ich habe sie mit einem Stift sehen müssen, um zu begreifen das es Kreativität ist.


Die zentrale Frage für uns Erwachsene ist also nicht: Wie werde ich kreativ? (oder gar: Wieso bin ich so unkreativ?) Sondern: Wie verbinde ich mich mit meiner inneren Quelle? So das sie meine Handlungen "beleben" kann.


Ursprung und Potential unserer kreativen Kraft


Bevor ich auf die Stärkung deiner Verbindung zur Quelle näher eingehe, noch ein paar Worte über den Ursprung und das Potential deiner Kreativität.


Kreativität kommt aus dem Sein und ist somit Teil unserer Existenz. Wie schon gesagt ist sie immer da. Sie ist nicht abhängig von Stimmungen, Gefühlen oder der Ab-/Anwesenheit von Schmerz, auch wenn wir das oft glauben. Für manche mag zwar gerade ihre Qual ein Tor zur eigenen schöpferischen Kraft sein, für andere ist es wiederum Sex, Extase oder Euphorie. Zustände, in denen wir uns endlich frei genug für die innere Freiheit fühlen.


Letztendlich sind dies Einschränkungen, die wir gelernt haben uns selbst aufzuerlegen. Sie müssen nicht sein. Nicht, wenn wir es nicht wollen. Wer an dieser Behauptung Zweifel hat, der betrachte das Treiben von Kindern.

Was uns nährt ist der Augenblick wo wir in dieser heilsamen Schwingung sind.

Was allgemein unterschätzt wird ist die Heilkraft von Kreativität. Ihr Effekt ist ohne Übertreibung ganzkörperlich. Kreativität wirkt heilsam weil sie uns nährt, verbindet und reinigt während wir in ihr sind. Mir fällt nichts vergleichbares ein das so wie kreativer Ausdruck alle Ebenen gleichzeitig bespielen kann. Sogar unsere beiden Gehirnhälften sind während kreativer Prozesse beide aktiv. Wie wir später in der Schritt-für-Schritt-Anleitung sehen werden, hat das etwas mit "Spiel" und "Entdeckung" zu tun.


Kreativität stellt eine Standleitung zu unserer Lebensenergie her. So wie sie unsere Aufmerksamkeit und totale Präsenz fordert, so powert sie uns auch. Nicht umsonst wird die Kreativität dem zweiten Chakra zugeordnet. Der Lebenslust und dem Zentrum des Gebärens auf allen Ebenen.


Wie verbinde ich mich mit meiner Quelle?


Eine Möglichkeit Verbindung zur Quelle zu schaffen ist sich von seinen Erwartungen zu lösen und allem Wollen, das damit verbunden ist.


Das klingt vielleicht easy, ist es aber nicht. Wir neigen dazu unsere Erwartungen wie einen Filter über das Hier und Jetzt zu legen. Die Folge sind Bewertungen wie zB. gut-schlecht, nützlich-unnütz, sicher-gefährlich, schön-häßlich, etc. Bewertungen sind praktisch und können wichtig sein, willst du dich mit deiner Quelle verbinden behindern sie aber deren Fluß.

Man könnte auch sagen: Ersetze deine Erwartungshaltungen gegen ein einziges Wollen. Dem ganz und gar du, hier und jetzt zu sein.

Die Schritt für Schritt Anleitung


Du kannst diese Übung immer und überall praktizieren, oder dir einzelne Punkte heraus picken. Wie bei allen Trainings gilt: kurz und häufig ist besser als lang und selten.

  • Orte dich zuerst indem du zB. Lichtverhältnisse, Temperatur, Tageszeit, Ort und Stelle wo du sitzt/stehst/liegst bewusst wahrnimmst und in dich aufnimmst.

  • Wechsle bewusst in die sinnliche Wahrnehmung – ins riechen, schmecken, lauschen, spüren und betrachten

  • Lasse innere Regungen zu und nimm sie einfach nur wahr

  • Bleibe wertfrei mit dir selbst!

  • Sei Entdecker. Stelle in deinen Bewegungen das Explorative an die Stelle der Funktion. Das heißt, bewege dich um die Bewegung selbst zu ergründen und nicht um eine Absicht zu erfüllen. Führe sie langam durch.

  • Erlaube dir spielerisch zu sein, erlaube dir deinen Impulsen nachzugeben, lache über dich selbst

  • Und noch mal: bleibe wertfrei mit dir selbst!

Anstelle von Bewegungen kannst du auch mit Lauten experimentieren. Oder mit Stiften auf Papier, Tisch und Sessel ;) Du kannst auch kochen, bügeln, ganz egal. Eine kurze Erinnerung an diese Übung, ein Gedanke, eine spielerische Bewegung können bereits das Tor zu einer völlig anderen Energie in dir öffnen.


Sei dir dabei bewusst, das jede noch so kleine Bewegung, jeder Laut, selbst jeder Atemzug deinen unverwechselbaren, einzigartigen Charakter trägt. Bleibst du wertfrei mit dir selbst (es kann nicht oft genug betont werden) bleibt es auch spielerisch und explorativ. Damit hast du dich erfolgreich mit deiner Quelle verbunden.



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